Nachdem der wunderbare Malte Detje dieser Tage mit brillanten Übersetzungen alter englischer Anbetungslieder um die Ecke kam, fühle ich mich ermutigt, ein ganz eigenes, ähnliches und doch ganz anderes Liedprojekt in die Öffentlichkeit zu bringen.
Ich reagiere damit auf Anfragen nach einem tollen und immer beliebteren Lied. Ob man das nicht auch mal im Gottesdienst singen könne. Oder spielen. Was man nicht kann.
Leonard Cohens „Hallelujah“ ist ein bewusst säkulares Lied. Es spielt zwar mit biblischen Motiven (David, Simson), aber wollte nie für liturgischen Gebrauch eingesetzt werden. Die Idee aber, dass das „Hallelujah“ nicht immer fröhlich klingt, dass es häufig im Leid und in Krisen geboren wird, scheint mir nicht säkular, sondern gut biblisch – auch wenn wir dies in unseren Frömmigkeiten oft vergessen.
Immer häufiger wird dieses Lied von Familien für Gottesdienste gewünscht, speziell für Trauungen und –erfeiern. Auf Trauerfeiern spiele ich es vom Band und kann mit der Symbolik und existentiellen Tiefe gut leben, unabhängig von einzelnen Bildern, auf Trauungen ist es tabu. Ich meine, Leute!, Strophe 2 mit ihrer Anspielung auf 2. Samuel 11 geht auf einer Hochzeit gar nicht! Eine auf youtube kursierende deutsche Hochzeitsfassung ist säkular, aber dazu noch Kitsch hoch 3, gottesdienstlich völlig unbrauchbar.
Ich wünschte mir daher schon länger eine für Gottesdienste singbare deutsche Fassung dieses wunderschönen Liedes. Weil ich keine fand, fing ich selber an zu dichten. Mir war wichtig, die Tiefe eines aus dem Leid entspringenden Gotteslobs aus dem Original zu erhalten. Jeden Versuch, auf „Halleluja“ zu reimen, hielte ich im Deutschen für völlig gekünstelt und habe ihn daher verworfen zugunsten eines „reimbareren“ Wortes. Der hier vorgelegte Versuch wurde eher ein christliches Vortragslied als ein Gemeindelied. Eine gewisse christologische Unschärfe ist dem Charakter des Lobpreisliedes sowie der jüdischen Herkunft des Originals geschuldet. Mein Text ist dezidiert christlich, aber wenn ein Jude (oder gar Muslim?) ihn auch mitsingen könnte, würde ich das hier nicht als Schwäche ansehen. Ich danke Rüdiger Fuchs und Stefan Iserhot-Hanke für das freundliche und ehrliche Lektorat. Die meisten ihrer Vorschläge sind hier eingeflossen. Die Idee, es durch Wir-Form allgemeiner singbar zu machen, war schön, hätte aber aus einem guten Vortrags- ein mittelmäßiges Gemeindelied gemacht. Darum sei dieses persönliche Gebetslied nun der Öffentlichkeit und weiteren Verbesserungsideen zur Verfügung gestellt. Ein Entwurf einer Hochzeitsfassung folgt.
- An Tagen, wenn das Leben glückt,
mit Freundlichkeit es mich anblickt,
mir schenkt, womit ich Leib und Seele nähre –
das Dunkel aus dem Herzen weicht,
das Licht einbricht, dann fällt es leicht,
entspringt von selbst ein Lied zu deiner Ehre. - Ein Schatten liegt schon lang auf mir,
vergebens rufe ich nach dir,
seit dein vertrautes Wort ich nicht mehr höre.
Bin kalt und leer und spür dich nicht,
doch such ich weiter dein Gesicht.
Mein Klageschrei noch klingt zu deiner Ehre. - Hab oft mich weit von dir entfernt,
am Ende einzig dies gelernt:
Der Weg zerrinnt, auf dem ich mich abkehre.
Doch du bliebst deiner Liebe treu,
riefst mich zurück und sprachst mich frei,
erneuertest mein Leben dir zur Ehre. - Zum frischen Quell, durchs dunkle Tal,
ins Feindesland, zum reichen Mahl,
bist Hirte du, bei dem ich nichts entbehre.
Auch wenn kein Wunder mir geschieht,
dein Auge Tag für Tag mich sieht.
Mein Tagewerk geschehe dir zur Ehre.
- Die Wüstenglut, der rote Mohn,
ein Kinderblick, der Orion,
der Körner und der Sterne große Heere,
das Auge durch die Sphären schweift,
mein Herz erbebt, und es begreift:
Das Weltall ist erfüllt von deiner Ehre - In Frieden sing ich dir allein,
doch scheint mir oft das Lied zu klein,
gebührt dir doch der Vollklang aller Chöre.
Dann lässt du meine Seele sehn:
Milliarden andre vor dir stehn,
so klingt die Symphonie zu deiner Ehre. - Du riefst bei meinem Namen mich,
Nennst dein mich, und ich fürchte nicht
die unstillbaren Fluten tiefster Meere.
Und lässt du mich durchs Feuer gehn,
brennst du mit mir, und es entstehn
im Leid noch neue Klänge dir zur Ehre.
- Am Ende meines Weges dann,
wenn keinen Trost ich sehen kann,
den Tod vor Augen, Angst vor ewger Leere,
blickt unbeirrt dein Angesicht
mich an, ziehst du mich in dein Licht.
Noch ewig singen wir zu deiner Ehre.
Sehr schön, und auch gut für den Chor im Gottesdienst. Gefällt mir sehr gut. Es war eine gute Idee, nicht an dem Wort Halleluja hängen zu bleiben. Nur Mohn reimt sich echt nicht auf Orion. Vielleicht fällt Ihnen da noch was Besseres ein…
Vielen Dank für die Rückmeldung. Wenn ich es vorsang, fiel bisher keinem auf, dass es sich nicht reimte. Man darf halt nicht Oríon betonen. Aber vielleicht meinen Sie was anderes?